Das Geheimnis des Rhabarbers
gibt es eine Selbstmedikation bei Bienen?
Als Hobbyimker habe ich schon viele faszinierende Dinge im Bienenstock beobachtet. Im April 2024 konnte ich festhalten, wie Bienen nicht nur die Blüten meines Rhabarbers besuchten, sondern auch hartnäckig am Rand der Blätter knabberten. Das ließ in mir den Gedanken reifen: Könnten sich die Bienen selbst aktiv mit Medikamenten aus der Apotheke der Natur gesund halten?
Der Zusammenhang zwischen Rhabarber und Bienen
Die Blätter des Rhabarbers enthalten Oxalsäure (OX), eine Substanz, die für uns in hohen Mengen giftig ist. In der Imkerei ist Oxalsäure jedoch ein Schlüssel zur Bekämpfung der gefürchteten Varroamilbe. Die Behandlung erfolgt entweder durch Träufeln einer OX-Lösung oder durch Sublimierung, also das Verdampfen der Säure.
Der Wirkmechanismus auf die Varroamilbe
Die Wissenschaft ist sich über den genauen Wirkmechanismus noch nicht vollkommen im Klaren, aber zwei Haupttheorien ergänzen sich:
- Der physikalische Angriff: Bei der Sublimierung entstehen feine Oxalsäurekristalle, die sich auf den Milben absetzen. Beobachtungen in der Imkerei haben gezeigt, dass diese Kristalle die Arolien (die Haftlappen) an den Füßen der Milben verkleben. Die Milben verlieren dadurch ihren Halt, fallen von der Biene ab und sterben. Es ist eine Art „physischer K.O.“.
- Der chemische Angriff: Gleichzeitig dringt die Oxalsäure auch in den Körper der Milbe ein, greift ihre Zellen an und stört lebenswichtige Prozesse. Für die Biene ist das weniger problematisch, da ihre Kutikula (der Chitinpanzer oder das Exoskelett) robuster ist und sie die Säure über ihren Stoffwechsel abbauen kann.
Ein faszinierendes Phänomen: Selbstmedikation
Meine Beobachtung, dass Bienen am Blattrand des Rhabarbers knabbern, könnte ein Beispiel für Zoo-Pharmakognosie sein, die Selbstmedikation von Tieren mit Pflanzenstoffen. Das ist eine kühne Hypothese, die noch wissenschaftlich bewiesen werden müsste.
Aber das Verhalten ist auffällig: Bienen suchen gezielt eine potenziell toxische Pflanze auf, um eine Substanz aufzunehmen, die nachweislich einen ihrer gefährlichsten Parasiten bekämpft. Vielleicht hat die Natur ihnen ein instinktives Wissen mitgegeben, um sich selbst zu heilen.
Die Selbstmedikation der Bienen: Propolis als Beweis
Die Idee, dass Bienen sich selbst heilen, ist ja nicht neu. Es gibt ein klares und wissenschaftlich belegtes Beispiel: Propolis. Bienen sammeln Harze von Bäumen und verarbeiten sie zu dieser klebrigen Substanz. Sie nutzen Propolis nicht nur als Baustoff, um Ritzen abzudichten, sondern vor allem, um ihren Bienenstock zu desinfizieren. Propolis hat starke antibakterielle und antivirale Eigenschaften und schützt das gesamte Bienenvolk vor Krankheiten. Dieses Verhalten wird als soziale Medikation bezeichnet, da die Handlung einer einzelnen Biene der ganzen Kolonie zugutekommt.
Propolis zeigt, dass Bienen instinktiv wissen, welche Pflanzenstoffe sie nutzen müssen, um ihre Gesundheit zu schützen. Dies macht meine Beobachtung am Rhabarber umso spannender.
Was denken Sie? Haben auch Sie schon einmal ähnliche Beobachtungen gemacht?
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